Steuererklärung als Student – Infos und Tipps
Eine ungewohnte Umgebung, lauter neue Leute, ein anderer Tagesrhythmus, Vorlesungen, die erste eigene Bude außerhalb des elterlichen Nestes: Der Wechsel von der Schule an die Uni bringt für die meisten Studenten jede Menge Veränderungen mit sich. Dazu gehört nicht nur, dass sich der Student nun selbst um saubere Wäsche oder etwas Essbares im Kühlschrank kümmern muss. Oder dass ihn die Eltern nicht mehr schnell in die Schule kutschieren, weil er mal wieder verschlafen hat.
Vielmehr kommen noch verschiedene Themen dazu, mit denen sich der Student bisher vermutlich eher selten befasst hat. Versicherungen oder Strom- und Wasserrechnungen sind Beispiele dafür. Und auch Steuern können auf dem Programm stehen.
Nur: Wann lohnt es sich für einen Studenten, eine Steuererklärung abzugeben? Und welche Kosten kann er darin absetzen?
Hier sind ein paar Infos und Tipps rund um die Steuererklärung als Student!:
Inhalt
Studenten profitieren von Steuern
Steuern und Abgaben sind im Prinzip die Einnahmen des Staates. Und so wie zum Beispiel ein Arbeitnehmer mit seinem Einkommen den Lebensunterhalt für sich und seine Familie sicherstellt, nutzt der Staat die Steuereinnahmen, um die Versorgung der Bürger zu gewährleisten.
Dabei setzt er die Steuergelder ein, um beispielsweise Straßen zu bauen, Sozialversicherungen zu finanzieren, Gerichte zu unterhalten oder finanzielle Hilfen bereitzustellen.
Außerdem fließt ein Teil der Steuereinnahmen ins Bildungssystem. An dieser Stelle kommen die Studenten ins Spiel. Würde niemand Steuern zahlen, gäbe es weder eine kostenlose Schulausbildung noch wäre es möglich, kostenfrei an einer Uni zu studieren oder ein vergünstigtes Semesterticket zu erhalten. Hilfen wie Bafög wären ebenfalls kaum möglich.
Natürlich ist die Darstellung stark vereinfacht. Das deutsche Steuerrecht ist sehr umfangreich und komplex. Als Student ist es aber nicht erforderlich, das komplizierte System komplett zu durchschauen und bis ins Detail zu kennen.
Denn für eine Steuerklärung reicht es aus, ein paar Grundlagen zu wissen. Gleichzeitig ergibt sich so die Möglichkeit, ordentlich Geld zu sparen.
Werbungskosten senken die Steuerlast
Viele Studenten haben einen Nebenjob, um sich auf diese Weise etwas dazuzuverdienen. Sobald der Student mit seinem monatlichen Verdienst die Marke von 450 Euro überschreitet, zahlt es sich für ihn aus, eine Steuererklärung abzugeben. Denn ab dieser Einkommenshöhe ist der Job nicht mehr geringfügig. Deshalb werden zunächst Steuern und Abgaben fällig.
Doch auch wenn das monatliche Arbeitsentgelt höher ist als 450 Euro, bleiben die meisten Studenten unter dem Grundfreibetrag. Der Grundfreibetrag beziffert die Einkommenshöhe, bis zu der keine Steuern erhoben werden. Im Jahr 2021 beläuft sich der Grundfreibetrag auf 9.744 Euro, im Jahr davor waren es 9.408 Euro.
Erst das Einkommen, das darüber liegt, ist steuerpflichtig. Für den Studenten heißt das, dass er sich durch die Steuererklärung die Abzüge zurückholen kann. Liegt sein Jahreseinkommen unter dem Grundfreibetrag, erstattet ihm das Finanzamt alle Steuern, die im Laufe des Jahres abgeführt wurden.
Hat sein Jahreseinkommen den Grundfreibetrag überschritten, muss der Student zwar Steuern bezahlen. Aber er kann seine Steuerlast senken, indem er Werbungskosten geltend macht. Zu den Werbungskosten gehören in erster Linie alle Ausgaben, die mit dem Studium zusammenhängen.
Dazu zählen:
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Studiengebühren
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Kosten für die Fahrten zur Uni
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Ausgaben für Studienfahrten
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Aufwendungen für Fachliteratur und Schreibmaterial
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Telefon- und Internetgebühren
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Umzugskosten
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Bewerbungskosten
Das Finanzamt zieht die Werbungskosten von den Einnahmen ab. Anschließend berechnet es die tatsächlichen Steuerschulden und überweist zu viel gezahlte Steuern zurück.
Der Verlustvortrag überträgt die Ausgaben auf später
Damit eine Steuerersparnis oder Steuererstattung möglich ist, muss der Student natürlich erst einmal Steuern bezahlt haben. Doch auch wenn er gar kein Einkommen hat, sind die Werbungskosten nicht verloren.
Absolviert er nämlich gerade seine Zweitausbildung, kann er im Rahmen der Steuererklärung einen sogenannten Verlustvortrag geltend machen.
Verlust meint in diesem Zusammenhang, dass die Ausgaben für das Studium höher waren als die Einnahmen des Studenten. Das Finanzamt notiert sich diesen Verlust und merkt ihn für die künftigen Einnahmen vor.
Beantragt der Student den Verlustvortrag zum Beispiel im Rahmen des Masterstudiums, verrechnet das Finanzamt die vorgemerkten Ausgaben mit dem Arbeitseinkommen aus dem ersten Berufsjahr. Dadurch reduziert sich das Einkommen, wodurch dann auch die Steuerlast deutlich niedriger ausfällt.
Um einen Verlustvortrag geltend zu machen, muss der Student lediglich das gleichnamige Feld rechts oben auf dem Mantelbogen ankreuzen. Dabei ist es möglich, den Verlustvortrag bis zu sieben Jahre lang rückwirkend zu beantragen.
Die Steuererklärung als Student ist meist ziemlich einfach
Bei einer komplizierten Steuererklärung ist es sinnvoll, sich an einen Steuerberater zu wenden. Er weiß, worauf es ankommt und wie die einzelnen Angaben richtig erfasst werden. Bei den meisten Studenten gestaltet sich die Steuererklärung aber vergleichsweise einfach, so dass sie die Formulare ruhig selbst ausfüllen können.
Dabei braucht ein Student im Normalfall nur zwei Formulare, nämlich den Mantelbogen und die Anlage N. In den Mantelbogen trägt der Student in erster Linie Angaben zu seiner Person und die Bankverbindung ein.
In der Anlage N vermerkt er seine Einnahmen, die Abzüge und seine Werbungskosten. Die Einnahmen und die Abzüge sind auf der Lohnsteuerbescheinigung des Arbeitgebers aufgeführt. Diese Daten muss der Student deshalb nur abschreiben.
In einigen Bundesländern gibt es die Formulare für die Steuererklärung in Papierform beim Finanzamt. Dort kann der Student die ausgefüllte Steuererklärung dann auch abgeben. Die Alternative ist, die Steuererklärung online ausfüllen und digital zu übermitteln. Das ist in allen Bundesländern über das Elster-Portal möglich.
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Thema: Steuererklärung als Student – Infos und Tipps
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Eine Kommilitonin hat mich vor kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass sie seit Studienbeginn regelmäßig ihre Steuererklärung mache. Ich dachte erst, dass es keinen großen Sinn ergibt, aber wie man sieht, lag ich falsch! Ich werde mich von nun an ebenfalls regelmäßig an die Steuererklärung machen.